Während der Schwangerschaft leistet der Körper Erstaunliches, um neues Leben zu kreieren. Allerdings können dabei auch einige Herausforderungen auftreten. So ist während der Schwangerschaft das Risiko für eine Thrombose, also ein Blutgerinnsel in einer Vene, leicht erhöht. Und auch im Wochenbett, wenn sich dein Körper langsam erholt und wieder ins Gleichgewicht findet, bleibt das Risiko für eine gewisse Zeit bestehen.
Aber keine Sorge: Mit etwas Wissen, einem achtsamen Blick auf deinen Körper und der richtigen Begleitung kannst du gut vorbeugen und mögliche Anzeichen frühzeitig erkennen.
Was ist eine Thrombose eigentlich?
Bei einer Thrombose entsteht ein Blutgerinnsel, ein sogenannter Thrombus, das meistens in den tiefen Venen in den Beinen oder im Becken sitzt. Dadurch kann sich das Blut stauen, was zu Beschwerden wie Schwellungen, Schmerzen oder einem warmen Gefühl in der betroffenen Region führen kann.
Besonders ernst wird es, wenn sich ein Teil des Blutgerinnsels löst und über den Blutkreislauf in die Lunge gelangt. Dann spricht man von einer Lungenembolie. Das klingt erstmal beängstigend, kommt aber zum Glück nur sehr selten vor. Und das Wichtigste: Mit einem aufmerksamen Blick kannst du das Risiko deutlich verringern.
Warum ist das Thrombose-Risiko in der Schwangerschaft und im Wochenbett erhöht?
Während der Schwangerschaft stellt sich der Körper auf beeindruckende Weise um. Und dabei verändert sich auch das Blutgerinnungssystem: Die Gerinnungsfaktoren nehmen zu, damit das Blut schneller gerinnen kann. Das ist ein natürlicher Schutzmechanismus, um den Blutverlust bei der Geburt so gering wie möglich zu halten.
So klug dieses System auch ist – es bringt leider auch mit sich, dass das Blut etwas leichter Gerinnsel bilden kann. Gleichzeitig nehmen das wachsende Baby und die Gebärmutter immer mehr Platz im Bauch ein und üben Druck auf die Beckenvenen aus. Dadurch fließt das Blut langsamer zum Herzen zurück und das Risiko für ein Gerinnsel erhöht sich zusätzlich.
Nach der Geburt stehen die Blutgefäße weiterhin unter dem Einfluss der Hormone. Zudem ist dein Körper damit beschäftigt, sich Schritt für Schritt zurückzubilden. Deshalb ist die Bewegung gerade zu Beginn des Wochenbetts bei vielen Frauen noch eingeschränkt. Besonders nach einer Bauchgeburt, Bettruhe oder längeren Ruhephasen kann das Thrombose-Risiko in der Folge kurzzeitig etwas steigen.
Wachsam bleiben: Mögliche Anzeichen einer Thrombose
Die Zeit des Wochenbetts, die eigene Regeneration und der völlig neue Alltag mit Baby können ganz schön fordernd und einnehmend sein, das wissen wir. Aber gerade in den ersten Tagen nach der Geburt ist es wichtig, aufmerksam für bestimmte Warnsignale deines Körpers zu sein. Denn eine Thrombose entwickelt sich oft schleichend und kann unter Umständen zunächst unbemerkt bleiben.
Achte daher auf folgende mögliche Anzeichen:
- Eine einseitige Schwellung am Bein oder Knöchel
- Ein Spannungsgefühl oder ziehender Schmerz, der auch im Liegen nicht nachlässt
- Eine warme, gerötete oder bläulich verfärbte Hautstelle
Wann sollte ich zum Arzt gehen?
Da sich eine Thrombose manchmal nur ganz unscheinbar bemerkbar macht, ist es wichtig, dass du auch immer wachsam für kleine Veränderungen bist. Wenn du dann eines oder mehrere der oben genannten Anzeichen bemerkst, solltest du deine Hebamme informieren und dies direkt ärztlich abklären lassen. Wichtig für dich: Die Symptome können auch sehr leicht ausfallen und schnell mit einem Muskelkater verwechselt werden. Im Zweifelsfall gilt deshalb immer: Lieber einmal zu viel zum Arzt oder der Ärztin als einmal zu wenig
Hebammentipp
Vertraue auf dein Gefühl! Du kennst deinen Körper am besten und weißt, wenn etwas nicht stimmt. Wenn du also beispielsweise merkst, dass sich dein Bein ungewöhnlich schwer anfühlt, zögere nicht deine Hebamme oder einen Arzt/eine Ärztin zu kontaktieren.
So kannst du einer Thrombose vorbeugen
Die beste Möglichkeit, einer Thrombose vorzubeugen, ist Bewegung und das beginnt schon in der Schwangerschaft. Regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft, sanftes Yoga oder eine Runde Schwimmen bringen nicht nur deinen Kreislauf in Schwung, sondern unterstützen auch den Rückfluss des Blutes aus deinen Beinen zum Herzen.
Und was dabei im Körper passiert, ist wirklich faszinierend: Bei jeder Bewegung, jedem Schritt, jedem Anspannen der Wadenmuskeln wird die sogenannte Muskelpumpe aktiviert. Das bedeutet, dass die tiefen Venen leicht zusammengedrückt werden, was dabei hilft, das Blut zurück nach oben zu transportieren. Auf diese Weise wird ein Blutstau in den Beinen verhindert.
Deshalb ist auch im Wochenbett sanfte Bewegung sehr wertvoll, selbst wenn es am Anfang nur wenige Schritte durchs Zimmer oder leichte Dehnübungen sind.
Hebammentipp
Ruhe und Regeneration sind nach der Geburt essenziell. Aber auch wenn du dich in den ersten Tagen viel im Bett aufhältst, können schon kleine Bewegungen viel bewirken. Kreise zum Beispiel mit deinen Füßen oder spanne deine Wadenmuskeln an, um den Blutfluss zu fördern und deinen Körper bei der Rückführung des Blutes zum Herzen zu unterstützen. Und auch während des Stillens kannst du deinen Körper sanft dabei unterstützen, einer Thrombose vorzubeugen. Nutze zum Beispiel Stillpositionen, bei denen du die Beine wechselst, damit dein Kreislauf aktiv bleibt. Gerade in dieser sensiblen Phase ist das ein wichtiger Beitrag für deine Gesundheit.
Und nach einer Bauchgeburt gilt: Stehe so früh wie möglich vorsichtig auf, natürlich immer nach Absprache mit deiner Hebamme oder deinem Arzt/deiner Ärztin.
Neben Bewegung sind hier noch weitere Tipps, was du zur Vorsorge tun kannst:
- Trinke ausreichend: Die Flüssigkeit hält das Blut dünnflüssig und erleichtert die Zirkulation.
- Vermeide langes Sitzen: Versuche stattdessen, regelmäßig aufzustehen und dich kurz zu bewegen. Achte außerdem darauf, die Beine nicht übereinanderzuschlagen, denn das kann die Gefäße abdrücken.
- Trage Kompressionsstrümpfe: Sie üben sanften Druck von außen auf die Venen aus und fördern so den Rückfluss des Blutes. Auf langen Autofahrten und während Flugreisen sind sie besonders hilfreich, wenn du einige Zeit sitzen musst.
- Beine hochlegen: So muss das Blut nicht gegen die Schwerkraft arbeiten und kann leichter wieder zurück zum Herzen fließen.
- Bequeme Kleidung: Achte darauf, dass deine Beine und Füße nicht eingeschnürt oder eingeengt werden. Wir empfehlen dir deshalb zum Beispiel lockere Socken und weite Hosen.
Wie kann eine Thrombose behandelt werden?
Wird die Thrombose rechtzeitig erkannt, lässt sie sich sehr gut behandeln. In der Regel kommen dafür blutverdünnende Medikamente zum Einsatz – sie helfen dabei, Komplikationen wie eine Lungenembolie sicher zu verhindern.
Die Lungenembolie
Bei einer Thrombose kann es passieren, dass sich ein Teil des Blutgerinnsels löst und mit dem Blutstrom in die Lunge gelangt. Man spricht dann von einer Lungenembolie. Das klingt erstmal beunruhigend und abschreckend, aber auch hier ist es wichtig, die möglichen Anzeichen zu kennen:
- Plötzlich auftretende Atemnot
- Brustschmerzen
- Herzrasen
- Ein starkes Schwächegefühl
Eine Lungenembolie ist sehr selten, besonders wenn du dich regelmäßig bewegst, aufmerksam auf deinen Körper hörst und die möglichen Risikofaktoren kennst. Wenn allerdings eines der genannten Symptome auftritt, solltest du dich sofort ärztlich untersuchen lassen oder den Notruf (112) wählen.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Die meisten Schwangerschaften und Wochenbetten verlaufen ganz ohne Thrombosen. Du musst also keine Angst oder Panik vor ihnen haben! Sei aufmerksam, achte auf sanfte Bewegung und vergisst nicht: Bei Fragen oder Unsicherheiten stehen dir deine Hebamme oder dein Frauenarzt/deine Frauenärztin immer zur Seite.
Tipp: In dieser Podcast-Episode reden wir unter anderem über Thrombosen und wie sie mit Varizen, also Krampfadern, zusammenhängen können.
ABOUT

Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
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