Während einer Schwangerschaft verändert sich so einiges im Körper. Kein Wunder, dass da auch der Blutdruck manchmal aus der Reihe tanzt. Viele werdenden Mamas erleben es, dass ihre Werte mal etwas höher, mal etwas niedriger sind. Das ist in der Regel völlig normal und kein Grund zur Sorge. Ein anhaltend hoher Blutdruck kann allerdings ein Anzeichen einer sogenannten Präeklampsie sein. Was das ist, welche Risikofaktoren es gibt und wie eine Behandlung aussehen kann, erfährst du in diesem Beitrag.
Vorab: Die Präeklampsie ist eine ernste Erkrankung und das Lesen löst vielleicht erstmal Unruhe bei dir aus, das verstehen wir. Gerade deshalb ist es aber so wichtig, gut informiert zu sein und ihre Anzeichen zu kennen. Das gibt dir ein großes Stück Sicherheit.
Was ist Präeklampsie
Die Präeklampsie ist eine Schwangerschaftserkrankung, die meist erst nach der 20. Woche auftritt. Sie kennzeichnen ein erhöhter Blutdruck sowie Eiweiß im Urin, also eine sogenannte Proteinurie. Im Gegensatz zu einer reinen Blutdruckerhöhung in der Schwangerschaft (der Schwangerschaftshypertonie, SIH) kann die Präeklampsie noch weitere Bereiche im Körper betreffen, zum Beispiel die Nieren, Leber, das Nervensystem, die Atemwege oder die Plazenta.
Eine Präeklampsie kann sich zu Beginn schleichend entwickeln und bleibt daher oft zunächst unbemerkt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass du regelmäßig zu deinen Vorsorgeuntersuchungen gehst.
Hebammentipp
Vor allem gegen Ende der Schwangerschaft kann der Besuch beim Arzt/der Ärztin sehr kräftezehrend sein und das Blutdruckmessen und Kontrollieren der Urinwerte wie eine lästige Routine wirken. Sie sind aber wirklich wichtig, um die Gesundheit von dir und deinem Baby während der Schwangerschaft sicherzustellen. Nimm’ deine Vorsorgeuntersuchungen daher immer ernst und siehe sie als Momente, in denen es voll und ganz um dein Wohl und das deines Babys geht.
Risikofaktoren für eine Präeklampsie
Rund zwei Prozent aller Frauen entwickeln während ihrer Schwangerschaft eine Präeklampsie. Es gibt jedoch einige Faktoren, die das Risiko erhöhen können:
- Eine Präeklampsie in der Vergangenheit
- Übergewicht (BMI über 30)
- Ein vorbestehender Bluthochdruck oder Diabetes mellitus
- Autoimmunerkrankungen, zum Beispiel Lupus erythematodes
- Mehrlingsschwangerschaften
- Eine Schwangerschaft nach einer Eizellspende
Ganz wichtig: Diese Faktoren bedeuten nicht, dass während der Schwangerschaft automatisch eine Präeklampsie entsteht. Sie zeigen vielmehr, dass eine engmaschige Betreuung erforderlich ist. So können Anzeichen früh erkannt und du und dein Baby bestmöglich behandelt werden.
Symptome
Die Symptome einer Präeklampsie können sehr unterschiedlich sein und entwickeln sich oft nur langsam. Auf diese typischen Warnzeichen solltest du aber unbedingt achten:
- Ein anhaltend hoher Blutdruck
- Eiweiß im Urin
- Starke Schwellungen (‘Ödeme’), vor allem wenn sie schnell stärker werden oder im Gesicht auftreten
- Schnelle Gewichtszunahme von mehr als 1 kg pro Woche im letzten Drittel der Schwangerschaft
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Übelkeit
- Sehstörungen, zum Beispiel ein Flimmern oder Lichtblitze
- Wassereinlagerungen, die plötzlich zunehmen oder ungewöhnlich stark sind
Hebammentipp
Wenn du auf einmal starke Kopfschmerzen bekommst, die durch Ruhe und genügend Trinken nicht besser werden, melde dich bei deiner Hebamme oder deinem Arzt/deiner Ärztin. Das gilt auch bei Sehstörungen, wenn dir beim Aufstehen schwarz vor Augen wird oder du Schmerzen im Oberbauch hast. Die Gründe dafür können harmlos sein, aber es gilt immer: Besser einmal zu viel nachfragen als einmal zu wenig.
Die Diagnose – Wie wird eine Präeklampsie erkannt?
Bei jeder Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft kontrolliert dein Arzt/deine Ärztin deinen Blutdruck und deinen Urin. Im Urin kann mit einem kleinen Teststreifen (U-Stick) überprüft werden, ob sich Eiweiß darin befindet. In Kombination mit auffälligen Blutdruckwerten (über 140/90 mmHg) ist das ein Hinweis auf eine potenzielle Präeklampsie und es können weitere Untersuchungen eingeleitet werden. Dazu gehören Bluttests, Kontrollen der Leber und Nieren sowie Ultraschalls, um das Wachstum deines Babys engmaschig zu überprüfen.
Mögliche Folgen
Eine unbehandelte Präeklampsie birgt verschiedene Risiken, sowohl für die Schwangere als auch ihr Baby:
- Für die Schwangere: Schäden der Organe, v.a. der Leber und der Nieren. In seltenen und sehr schweren Fällen können auch Krampfanfälle auftreten. Dann spricht man von einer Eklampsie.
- Für das Baby: Eine Beeinträchtigung der Durchblutung bei der Plazenta. Das kann zu Verzögerungen beim Wachstum, in schweren Fällen auch zu einer Frühgeburt führen.
Es ist wichtig, die Risiken und damit die große Bedeutung der Vorsorgetermine zu kennen. Hab’ aber bitte keine Angst oder Panik. Deine Hebamme und dein Arzt/deine Ärztin geben genau aus diesem Grund gut auf euch Acht und haben viele Möglichkeiten, die Risiken zu minimieren.
Therapie & Behandlung
Die Behandlung einer Präeklampsie hängt davon ab, wie stark sie ist und in welcher Schwangerschaftswoche du dich befindest:
- Leichte Fälle: Hier genügen manchmal schon Ruhe, engmaschige Kontrollen und spezielle Medikamente, die den Blutdruck senken und auch in der Schwangerschaft sicher sind.
- Stärkere Fälle: Bei ihnen ist meist ein Krankenhausaufenthalt nötig. Dann werden der Blutdruck, die Leber- und Nierenwerte genau überwacht und auch neurologische Untersuchungen durchgeführt.
- Eklampsie: Sie ist die schwerste Form und äußert sich durch Krampfanfälle, ähnlich wie bei der Epilepsie. Es handelt sich dann um einen Notfall – rufe also sofort den Rettungsdienst (112) und bringe die Schwangere in die stabile Seitenlage.
Diese Maßnahmen helfen dabei, die Symptome in der Schwangerschaft zu lindern, anhaltende Komplikationen zu verhindern und möglichst viel Zeit bis zur Geburt zu gewinnen. Eine frühzeitige Entbindung kann ebenfalls in Betracht gezogen werden, falls sich der Zustand der Mama oder des Babys stark verschlechtert. Das ist aber die äußerste Maßnahme und dient dann ganz allein dazu, beide bestmöglich zu schützen. Lass’ dir davon aber bitte keine Angst machen: Wird die Präeklampsie erkannt, kontrollieren dich deine Hebamme und dein Arzt/deine Ärztin engmaschig und die Schwangerschaft kann in der Regel weiterhin gut und sicher verlaufen.
Heilung
Die einzige Möglichkeit, die Präeklampsie zu heilen, ist die Entbindung. Denn die Präeklampsie entsteht während der Schwangerschaft und hängt direkt mit der Plazenta zusammen. Die gute Nachricht: Sobald die Plazenta nach der Geburt nicht mehr da ist, normalisiert sich der Körper meist schnell wieder und die Präeklampsie verschwindet vollständig. Wie oben schon beschrieben, kann die Schwangerschaft aber trotzdem in den meisten Fällen sicher und ohne vorzeitige Geburt verlaufen, sofern die Mama und das Baby engmaschig kontrolliert werden.
Was passiert nach der Geburt?
Auch wenn die Geburt die vollständige Heilung der Präeklampsie ermöglicht, ist eine regelmäßige Kontrolle auch weiterhin wichtig. Denn in den ersten Tagen des Wochenbetts können sich der Blutdruck und der Kreislauf ebenfalls verändern. Deshalb achten wir Hebammen bei Hausbesuchen immer auf Anzeichen wie Schwindel, Kopfschmerzen oder einen auffälligen Blutdruck. In der Regel normalisieren sich die Werte dann aber innerhalb weniger Wochen wieder.
Eine Präeklampsie ist eine schwerwiegende Erkrankung. Gleichzeitig ist sie aber auch sehr selten und gut behandelbar, wenn sie früh entdeckt wird. Nimm daher deine Vorsorgetermine wahr, genehmige dir in der Schwangerschaft Ruhe und höre auf deinen Körper. Nun bist du gut informiert und weißt, worauf du achten kannst – das ist die beste Prävention. Und bei Fragen, Ängsten und Unsicherheiten stehen dir deine Hebamme oder dein Arzt/deine Ärztin jederzeit zur Seite.
Tipp: In dieser Folge unseres Hallo Hebammenzeit Podcasts sprechen wir ganz ausführlich über Präeklampsie, SIH und das HELLP-Syndrom mit praktischen Tipps, Warnzeichen und darüber, wie du dich am besten schützen kannst.
ABOUT

Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
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