Bei einer Geburt kann es zu Geburtsverletzungen kommen. Das ist leider eine Tatsache, die nicht zu leugnen ist. Besonders wenn du zum ersten Mal schwanger bist, kann die Sorge vor eventuell auftretenden Verletzungen im Intimbereich groß sein. Wir wissen aber, dass es manchmal schon hilft, vorab gut aufgeklärt zu sein. Daher möchten wir in diesem Beitrag einmal mögliche Geburtsverletzungen erklären, wie diese entstehen und behandelt werden können.
Wieso entstehen Geburtsverletzungen?
Zunächst ist es erst einmal wichtig zu sagen, dass es nicht bei jeder Geburt automatisch zu einer Verletzung des Intimbereichs kommen muss. Oder selbst, wenn diese entstehen, dass sie unbedingt schmerzhaft oder einschränkend sein müssen.
Geburtsverletzungen entstehen meist in der letzten Phase der Geburt, wenn das vorangehende Körperteil deines Babys – meist das Köpfchen, seltener das Steißbein – durch den Geburtskanal tritt. Dabei dehnt sich das Gewebe stark, denn dein Baby bahnt sich den Raum, den es braucht, um geboren zu werden. Ob und in welchem Ausmaß Geburtsverletzungen entstehen, hängt von mehreren Faktoren ab: Die Lage des Babys, sein Gewicht und insbesondere der Kopfumfang spielen eine Rolle. Auch ob es deine erste vaginale Geburt ist oder du bereits mehrere Geburten erlebt hast, kann Einfluss darauf haben, wie gut sich das Gewebe anpasst.
Ob eine Geburtsverletzung vorliegt, wird durch eine genaue Inspektion im Anschluss an die Geburt festgestellt. Normalerweise wird diese von der betreuenden Hebamme oder der/dem Gynäkolog/in, die/der während der Geburt anwesend war, durchgeführt. Allerdings erst, wenn die Plazenta (der Mutterkuchen) geboren wurde.
Welche Arten von Geburtsverletzungen gibt es?
Grundsätzlich werden Arten von Geburtsverletzungen dadurch unterschieden, wo diese aufgetreten sind. Also an den Vulvalippen (Labien), der Klitoris, in der Vagina oder am Damm. Die folgenden Verletzungen können einzeln, aber auch kombiniert auftreten:
Vaginariss und Labienriss
Bei einem Labienriss sind die Vulvalippen betroffen. Diese können einseitig oder auch beidseitig auftreten. Bei einem Vaginariss ist die Vagina betroffen. Hier entstehen durch das Durchtreten des Köpfchens oder des Steißes risse in der Vagina. Diese können auch an unterschiedlichen Stellen auftreten.
Dammriss
Der Dammriss ist eine Verletzung im Bereich des Dammes. Dieser liegt zwischen der Vagina und dem After. Hier kann es während der Geburt zu einem Riss der Vaginalschleimhaut und anderer Gewebeschichten kommen.
Je nach Ausprägung unterscheidet man in vier Schweregrade: Von rein oberflächlichen Verletzungen der Haut (Grad 1), der Haut und der Muskulatur (Grad 2), Verletzungen von Haut, Muskulatur und des Schließmuskels (Grad 3) bis hin zu Verletzungen der genannten Bereiche sowie des Enddarms (Grad 4). Letzteres tritt zum Glück nur sehr selten auf.
Dammschnitt (Episiotomie)
Die Episiotomie, auch Dammschnitt genannt, dient zur Erweiterung des Geburtskanals. Sie wird aktiv durch die Hebamme oder die Ärztin/den Arzt durch Einschneiden durchgeführt. Nach aktuellen geburtshilflichen Vorgaben darf der Dammschnitt aber nur noch nach einer strengen Indikationsstellung und nicht mehr standardmäßig durchgeführt werden.
Zervixriss
Der Zervixriss ist eine Verletzung direkt am Muttermund. Dies kann z.B. durch einen zu frühen Pressdrang oder einer zu schnellen Eröffnung des Muttermundes geschehen, wenn dadurch der vorangehende Teil des Babys zu rasch in den Geburtskanal tiefertritt. Dies geschieht allerdings sehr selten.
Wundversorgung bei Geburtsverletzungen
Bei größeren Verletzungen wird normalerweise eine Naht notwendig. Die Naht wird unter lokaler Betäubung direkt im Anschluss an die Geburt gemacht. Die Stelle wird – ähnlich wie du es vielleicht von einem Zahnarztbesuch kennst – zunächst mit einem lokalen Anästhetikum betäubt.
Beim Nähen selbst solltest du keinen Schmerz spüren, höchsten einen Druck oder ein etwas unangenehmes Gefühl. Wenn dir doch etwas wehtut, solltest du es definitiv ansprechen. In solchen Fällen kann dann etwas Betäubungsmittel nachgereicht oder ein zusätzliches Schmerzmittel eingesetzt werden.
Üblicherweise wird heute selbstauflösendes Nahtmaterial verwendet, so dass keine Fäden nach ein paar Tagen/Wochen gezogen werden müssen. Es kann aber vorkommen, dass das Material sich langsamer als gewünscht auflöst oder es dich stört, zwickt oder auch pickst. Wende dich dann gerne an deine Hebamme oder Gynäkologin/Gynäkologen. Einzelne Knoten und auch Fäden können dann unter sterilen Bedingungen gezogen werden.
Wundheilung und Komplikationen
In der Regel heilen Geburtsverletzungen gut und schnell. Sollten aber doch Komplikationen, wie beispielsweise Wundheilungsstörungen oder Infektionen, auftreten oder du dich generell mit der Wundversorgung und Wundheilung nicht wohlfühlen, sprich das auf jeden Fall entweder direkt in der Geburtsklinik oder im Nachgang bei deiner/ deinem Gynäkolog/in an.
Was du tun kannst, um den Heilungsprozess von eventuell auftretenden Geburtsverletzungen optimal zu unterstützen, erfährst du im Beitrag zur „Pflege von Geburtsverletzungen“.
ABOUT

Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
FOLGE UNS AUF DEINER LIEBLINGS-PLATTFORM