Die Tage nach der Geburt sind ein Auf und Ab der Gefühle: Glück, Liebe, Erschöpfung und das aufregende Ankommen in der neuen Routine. Und kaum hat sich der Alltag mit Baby ein wenig eingespielt, steht meist schon die nächste Herausforderung vor der Tür: Die Erkältungszeit. Besonders in den kühlen Monaten bleibt kaum jemand verschont und die Nase fängt an zu laufen, der Hals kratzt und manchmal kommt auch noch ein hartnäckiger Husten dazu.
Für viele frischgebackene Eltern ist das mit Verunsicherung verbunden und es stehen plötzlich Fragen im Raum, wie Darf ich mein Baby stillen, wenn ich erkältet bin? Wie schützen wir unser Baby am besten? Und darf ich als stillende Mama Medikamente nehmen? Als Hebammen kennen wir diese Bedenken und beantworten euch daher in diesem Beitrag die wichtigsten Fragen rund um die Erkältung im Wochenbett und in der Stillzeit.
Darf ich mit einer Erkältung stillen?
Die Antwort lautet grundsätzlich: Ja! Wenn dich nur eine leichte Erkältung mit typischen Symptomen wie Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen erwischt, darfst du dein Kind weiterhin stillen. Das kann sogar von Vorteil sein, denn deine Muttermilch enthält wertvolle Abwehrstoffe, die dein Kind vor einer Infektion schützen und sein Immunsystem stärken. Man spricht hierbei von einer passiven Immunisierung – das heißt dein Körper bildet Antikörper und gibt sie über die Muttermilch an dein Baby weiter.
Solltest du dich jedoch sehr krank fühlen, z.B. mit hohem Fieber oder Gliederschmerzen, empfehlen wir dir, zur Sicherheit ärztlichen Rat einzuholen. Erwähne dabei unbedingt, dass du stillst, damit du umfassend beraten werden kannst und ihr den passenden Weg für euch findet. Und keine Sorge: Viele Medikamente sind heutzutage stillverträglich, sodass du in den meisten Fällen trotz Behandlung weiter stillen kannst. In den seltensten Fällen muss das Stillen unterbrochen werden.
Was muss ich beachten, wenn ich im Wochenbett oder der Stillzeit erkältet bin?
Wenn dich im Wochenbett oder der Stillzeit eine Erkältung erwischt, ist es besonders wichtig, gut auf Hygiene zu achten. Wasche dir daher regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife und/oder nutze ein Desinfektionsmittel. So kannst du das Risiko verringern, die Krankheitserreger an deine Liebsten zu übertragen. Bei starkem Husten oder Schnupfen kann es außerdem hilfreich sein, während des Stillens oder engem Körperkontakt zu deinem Baby einen Mundschutz zu tragen, um es zusätzlich zu schützen.
Um deinen Körper außerdem bestmöglich bei der Genesung zu unterstützen, solltest du diese grundlegenden Tipps beachten:
- Ruhe. Wir wissen, dass das gerade im Wochenbett und in der Stillzeit leichter gesagt ist als getan. Dennoch ist es wichtig, deinem Körper ausreichend Ruhe zu gönnen und Stress so gut es geht zu vermeiden. Scheue deshalb nicht davor zurück, deinen Partner/deine Partnerin, deine Familie oder deine Freunde um Unterstützung zu bitten. Sie helfen dir sicher gerne und können z.B. durch das Vorbereiten von Essen, Übernehmen von Einkäufen oder Betreuen deines Kindes/deiner Kinder viel bewirken.
- Bewegung an der frischen Luft. Gehe regelmäßig kleine Runden an der frischen Luft spazieren. Die Bewegung hilft dir dabei, deinen Kreislauf in Schwung zu bringen und Rückenschmerzen durch langes Liegen vorzubeugen. Zudem sorgt die frische Luft dafür, Krankheitserreger zu bekämpfen. Deshalb empfehlen wir dir auch, daheim regelmäßig zu lüften.
- Wichtig: Vermeide Zugluft, ziehe dich beim Spazieren warm an und höre unbedingt auf deinen Körper! Wenn du merkst, dass dir unterwegs die Puste ausgeht oder du dich unwohl fühlst, lege eine Pause ein oder gehe lieber wieder nach Hause.
- Trinken, Trinken und nochmal Trinken! Die Flüssigkeit hilft dir dabei, die Krankheitserreger in deinem Körper zu bekämpfen und die Erkältung schneller wieder loszuwerden. Zudem unterstützt das Trinken deine Schleimhäute, hält sie feucht und schützt sie vor dem Austrocknen. Und auch bei Fieber ist es wichtig, den Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen auszugleichen.
Hebammentipp
Gerade bei einer Erkältung fällt das Trinken oft schwer. Als Unterstützung können Suppen super helfen – sie sind eine tolle Möglichkeit, Flüssigkeit aufzunehmen und gleichzeitig ein wohliges und warmes Gefühl zu erzeugen und sich gesund zu ernähren.
Was tun, wenn sich erkälteter Besuch ankündigt?
Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt möchten viele Familienmitglieder und Freunde das Neugeborene kennenlernen und euch persönlich zur Geburt gratulieren. Diese Nähe und Unterstützung ist natürlich etwas ganz Besonderes. Trotzdem dürft ihr in dieser Zeit ganz bewusst Grenzen setzen. Wenn jemand erkältet ist oder Krankheitssymptome zeigt, ist es völlig in Ordnung, den Besuch freundlich zu verschieben. Denn die Gesundheit von euch und eurem Baby geht in jedem Fall vor – dafür hat sicher jeder Verständnis. Wenn ihr möchtet, könnt ihr stattdessen zum Beispiel einen Videoanruf vereinbaren und das Treffen direkt nachholen, sobald alle wieder fit sind.
Wenn Besuch kommt, ist es gerade in der Erkältungszeit zudem immer ratsam, kleine Hygienemaßnahmen zu beachten: Wascht oder desinfiziert euch vorher alle einmal die Hände, um euch gut zu schützen und die gemeinsame Zeit unbeschwert zu genießen.
Hausmittel gegen eine Erkältung im Wochenbett und in der Stillzeit
Auch wenn die meisten Medikamente heute stillverträglich sind, wünschen sich viele Mamas in dieser besonderen Zeit eine möglichst natürliche Unterstützung. Bewährte Hausmittel sind daher eine tolle Option, um deinem Körper sanft und ohne großen Aufwand etwas Gutes zu tun. Im Folgenden haben wir einige Hebammen-Tipps für dich zusammengetragen, die dir bei einer Erkältung im Wochenbett und in der Stillzeit helfen können:
Bei Halsschmerzen
- Honig – Er wirkt antibiotisch, ummantelt die gereizte Speiseröhre und hilft dabei, Entzündungen zu reduzieren. Du kannst ihn pur zu dir nehmen, indem du z.B. einen Löffel pro Tag im Mund zergehen lässt, oder du löst ihn in einer Tasse Tee auf.
- Tee – Bei Kratzen und Schmerzen im Hals können warme Tees ein toller Helfer sein. Während der Stillzeit kannst du zum Beispiel Ingwer-, Kamillen- und Rooibos-Tee bedenkenlos genießen.
- Gurgeln – Regelmäßiges Gurgeln spendet den Schleimhäuten Feuchtigkeit und wirkt beruhigend, wodurch Halsschmerzen gelindert werden können. Zum Gurgeln kannst du zum Beispiel Salzwasser oder einen der oben genannten Tees verwenden.
Bei Husten
- Tee – Er hilft nicht nur bei Halsschmerzen, sondern kann auch Schleim lösen und den Hustenreiz lindern.
- Luftfeuchtigkeit erhöhen – Denn zu trockene (Heizungs-)Luft reizt die Schleimhäute und kann Hustenreiz auslösen bzw. verstärken. Um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, kannst du ganz einfach eine Schale Wasser auf die Heizung stellen oder nasse Wäsche zum Trocknen aufhängen.
- Dampfinhalation – Dies hilft besonders bei trockenem Husten, da die Schleimhäute befeuchtet werden und das Abhusten erleichtert.
- Warme Brustwickel – Sie wirken schleimlösend und können deinen Hustenreiz lindern. Du kannst entweder fertige Brustwickel aus der Apotheke verwenden oder dir zuhause selbst welche herstellen. Tunke dazu ein kleines Handtuch in warmes Wasser, wringe es aus und wickle es fest um deine Brust. Darüber gibst du dann ein zweites Handtuch und zuletzt einen Schal oder eine dünne Decke, damit die Wärme gut isoliert wird. Den Wickel kannst du dann so lange aufliegen lassen, wie er sich für dich angenehm warm anfühlt.
Hebammentipp
Wenn du neben deinem Husten auch Fieber hast, solltest du besser keinen warmen Brustwickel verwenden, da er die Temperatur noch weiter erhöhen könnte.
- Zwiebelsaft – Zwiebelsaft hat eine schleimlösende Wirkung und kann deshalb besonders bei trockenem Husten Abhilfe verschaffen. Und das Beste: Ein Zwiebelsaft ist einfach und schnell zubereitet – wie das geht, zeigen wir dir hier:
Bei Schnupfen
- Engelwurzbalsam – Zur Pflege der empfindlichen und gereizten Haut rund um die Nase während der Erkältung.
- Nasenspülung – Sie reinigt die Nase und befeuchtet die Nasenschleimhaut. Du kannst zum Spülen z.B. NaCl oder Meersalz verwenden.
- Nasenspray – Das kann vor allem nachts für einen erholsameren Schlaf sorgen, indem es die Nase von Schleim befreit.
- Dampfinhalation – Sie hilft nicht nur bei Husten, sondern kann auch Schnupfen-Symptome lindern.
- Senfmehlfußbad – Senfmehl* ist ein tolles Hausmittel, das die Durchblutung im Körper fördert, die Füße langanhaltend wärmt und den Schleim in den Nebenhöhlen löst. Wie du das Senfmehlfußbad durchgeführt, siehst du hier:
Weitere nützliche Infos rund um euer Baby
Wenn sich eine Erkältung im Wochenbett und in der Stillzeit anbahnt
Die bisher genannten Hausmittel wirken besonders gut, wenn dich die Erkältung schon so richtig erwischt hat. Doch was ist, wenn sie gerade erst im Anmarsch ist? Dieses leichte, unwohle Gefühl wenn man merkt, dass die Erkältung kurz bevorsteht, kennen wir wohl alle. Aber auch dafür haben wir einen tollen Tipp: Das ansteigende Fußbad. Klingt verrückt, aber warme und gut durchblutete Füße können helfen, die Schleimhäute zu aktivieren und Krankheitserreger abzuwehren. Und so funktioniert’s:
- Fülle etwa 33 °C warmes Wasser in eine kleine Wanne und stelle dir eine Thermoskanne mit heißem Wasser bereit.
- Stelle deine Füße langsam in die Wanne – sie sollten vollständig mit Wasser bedeckt sein.
- Gib’ nun im Abstand von ein paar Minuten nach und nach etwas heißes Wasser aus deiner Thermoskanne dazu. Die Temperatur sollte dabei auf maximal 40 °C ansteigen und das Wasser am Ende deine Waden komplett bedecken.
- Tipp: Gieße das heiße Wasser neben deinen Beinen in die Wanne, damit du dich nicht verbrennst!
- Das ansteigende Fußbad sollte insgesamt ca. 15 Minuten dauern. Trockne deine Beine danach gut ab und ziehe dir warme Socken an.
- Jetzt heißt es: Ab ins Bett. Lege dich für mindestens 20 Minuten hin, ruhe dich aus und genieße das warme Gefühl in den Beinen.
Achtung: Da das ansteigende Fußbad deine Temperatur erhöhen und die Durchblutung fördern kann, solltest du bei Herzbeschwerden oder Fieber darauf verzichten. Das gilt auch für Durchblutungsstörungen, diabetischen Füßen sowie Gefäßkrankheiten (z.B. Krampfadern).
Du siehst: Auch während einer Erkältung im Wochenbett und in der Stillzeit darfst du dein Kind grundsätzlich weiterhin stillen. Und auch wenn diese Phase sehr fordernd sein kann, kannst du deinen Körper mit einigen Tipps und Tricks unterstützen und die Erkältung hoffentlich ganz schnell wieder loswerden. Wir wünschen dir gute Besserung!
Tipp: Was du tun kannst, wenn die Erkältung nicht nur dich, sondern auch dein Baby erwischt hat, verraten wir dir in diesem Beitrag. Und hier erfährst du alles über die Erkältung während der Schwangerschaft.
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ABOUT

Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
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Hallo team Hallohebamme
Ich hätte eine Frage: kann es sein dass durch die Erkältung das stillen sich ändert? Mein kleiner ist mittlerweile über 3 Monate alt und jetzt wo ich erkältet bin, will er alle 1,5-2h an die Brust – was vorher nicht der Fall war (wir hatten zwischen den Mahlzeiten 3-4h Abstände)
Oder gibt es andere Gründe für diese Änderung der Abstände?
Weiter fühlt sich meine Brust so leer an durch die kurzen Abstände – oder bilde ich mir das ein?
Liebe Grüße
Hallo Lejla,
wir können dir bei derartigen Fragen über die Kommentarfunktion leider nicht helfen. Während der Stillzeit gilt generell, wenn du ein spezielles Problem, Beschwerden, Ängste oder Sorgen hast, wende dich lieber einmal Zuviel an deine Fachärztin oder deine Hebamme vor Ort. Nur dort bekommst du die individuelle Antwort, die du suchst.
Alles liebe für dich.