Ein Gastbeitrag von Carlos Link-Arad (Redakteur bei ‚Daddylicious‘)
Wenn ein Kind unterwegs ist, ändert sich vieles – manchmal alles. Für die Frau beginnt mit der Schwangerschaft eine Zeit, in der sie körperlich und emotional besonders gefordert ist. Ihr Alltag wird begleitet von medizinischen Terminen, hormonellen Veränderungen, Sorgen, Vorfreude und oft auch Müdigkeit.
Gleichzeitig bedeutet die Schwangerschaft auch für den Partner eine neue Rolle. Und diese Rolle ist deutlich aktiver, als viele vielleicht erwarten. Es geht nicht darum, nur zuzusehen oder zu warten, bis das Kind da ist. Es geht darum, präsent zu sein, mitzudenken, mitzutragen und Verantwortung zu übernehmen.
Denn während sich bei der Frau oft ganz automatisch alles auf das Kind fokussiert, ist es umso wichtiger, dass der Partner die Struktur drumherum stabil hält. Dazu gehört emotionale Unterstützung genauso wie finanzielle Absicherung oder die Bereitschaft, alltägliche Lasten abzufangen.
Sorge für Sicherheit
In der Schwangerschaft ist die Frau besonders verletzlich. Ihr Körper verändert sich, ihre Belastbarkeit schwankt, ihre Energie reicht manchmal nur noch für das Nötigste. Was sie jetzt braucht, ist ein verlässlicher Partner, der nicht wegrennt, wenn es schwierig wird.
Es geht nicht darum, stark im klassischen Sinne zu sein. Sondern darum, Ruhe auszustrahlen. Verantwortung zu übernehmen, ohne sich aufzudrängen. Entscheidungen mitzutragen, ohne zu bevormunden. Die Frau soll sich sicher fühlen. Nicht nur körperlich, sondern auch in ihrer Gefühlswelt.
Diese Sicherheit kann in vielen kleinen Gesten liegen:
- Nachfragen, wie es ihr geht, ohne gleich eine Lösung parat zu haben
- Termine mitorganisieren, statt alles auf sie abzuwälzen
- Auch mal einen schlechten Tag aushalten, ohne genervt zu reagieren
- Nicht versuchen, „gute Laune zu machen“, sondern einfach da sein
Wenn sie spürt: „Er ist für mich da, so wie ich bin“ – dann ist das echte Sicherheit.
Akzeptiere, dass sich vieles um sie und das Kind dreht
Eines der größten inneren Lernfelder für viele Männer in dieser Zeit ist: Akzeptieren, dass es nicht mehr in erster Linie um sie selbst geht.
Die Frau ist schwanger. Ihr Körper arbeitet rund um die Uhr. Ihr Fokus liegt auf der Entwicklung des Kindes. Ihr Alltag verändert sich Schritt für Schritt, oft unvorhersehbar.
Das kann für den Partner eine ungewohnte Erfahrung sein. Vielleicht ist er es gewohnt, dass Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Oder dass seine Bedürfnisse gleichwertig behandelt werden.
Jetzt ist das nicht immer so. Und das muss nicht persönlich genommen werden. Es ist kein Abwerten seiner Rolle – sondern ein natürlicher Prozess. Wer sich darauf einlässt, entwickelt sich mit. Diese Haltung macht den Unterschied: Nicht gekränkt sein, wenn sie mal keine Energie für gemeinsame Pläne hat.
Nicht beleidigt sein, wenn ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet ist. Sondern anerkennen, dass diese Zeit Ausnahmen schafft und später wieder Raum für das Miteinander entsteht.
Schaffe finanzielle Sicherheit und plane vorausschauend
Ein weiterer wichtiger Beitrag, den viele Väter leisten können, ist finanzielle Stabilität. In einer Phase voller Veränderungen ist es ein beruhigendes Gefühl, zu wissen: Es ist genug da. Es ist jemand da, der sich kümmert.
Das bedeutet konkret:
- Sich frühzeitig über Elterngeld, Mutterschaftsleistungen und Vaterschaftsurlaub informieren
- Klären, ob das Kind gesetzlich oder privat versichert wird
- Rücklagen bilden, um eventuelle Verdienstausfälle abzufedern
- Steuerliche Vorteile oder Förderungen prüfen
- Versicherungen aktualisieren oder neu abschließen
Natürlich muss nicht jeder Vater automatisch Alleinversorger sein.
Aber wer sich proaktiv mit dem Thema Geld beschäftigt, nimmt der Partnerin ein Stück mentale Last. Denn viele Frauen grübeln still – auch über das Finanzielle und sind dankbar, wenn sie nicht allein mit allen Fragen dastehen.
Halte den Rücken frei, damit sie sich auf die Schwangerschaft konzentrieren kann
Damit eine Frau ihre Schwangerschaft nicht nur durchsteht, sondern auch wirklich erleben kann, braucht sie eins: Raum.
Raum, um sich zu spüren. Raum, um zur Ruhe zu kommen. Raum, um sich auf das Kind einzulassen. Dieser Raum entsteht nicht von allein – oft muss er aktiv geschaffen werden.
Ein aufmerksamer Partner kann hier viel tun:
- Übernehmen von organisatorischen Aufgaben
- Abfangen von äußeren Belastungen, etwa durch Familie oder Arbeit
- Ermutigen, auch mal „Nein“ zu sagen
- Erinnern daran, dass es in Ordnung ist, sich zurückzuziehen
- Kleine Alltagsgesten, die zeigen: „Du darfst dich um dich kümmern“
Viele Frauen blicken im Rückblick auf ihre Schwangerschaft und sagen: „Ich hatte zu wenig Zeit, das wirklich zu genießen.“
Ein Partner, der diese Zeit bewusst schützt, schenkt nicht nur emotionale Entlastung – sondern auch schöne Erinnerungen.
Bleib präsent, auch wenn du dich überflüssig fühlst
Es gibt Momente, da fühlen sich werdende Väter überflüssig. Wenn die Hebamme sich nur an die Schwangere wendet. Wenn alle Aufmerksamkeit auf Ultraschallbilder und Schwangerschaftssymptome gerichtet ist.
Diese Gefühle sind normal. Aber sie sind kein Grund, sich zurückzuziehen.
Gerade jetzt ist Präsenz gefragt. Nicht lautes Auftreten, sondern echtes Dasein. Frag nach. Sei interessiert. Lies mit. Höre zu. Halte aus, wenn du keine Antwort bekommst. Mach dir bewusst: Auch wenn du nicht im Mittelpunkt stehst – du bist ein zentraler Teil des Ganzen.
Du bist derjenige, der jetzt mitträgt. Der nicht mitfühlt im Sinne von „Ich weiß, wie das ist“, sondern im Sinne von: „Ich bleibe an deiner Seite, auch wenn ich es nicht nachempfinden kann.“
Diese Form von Präsenz ist für viele Frauen unbezahlbar.
Übernimm Verantwortung, ohne sie an dich zu reißen
Verantwortung übernehmen heißt nicht, alles besser zu wissen. Es heißt auch nicht, Entscheidungen zu treffen, die der Frau nicht gut tun.
Verantwortung übernehmen heißt: Da sein, sich kümmern, aktiv bleiben – ohne zu dominieren.
Das kann heißen:
- Den besten Geburtsvorbereitungskurs recherchieren, aber sie entscheiden lassen
- Listen machen, aber keine To-do-Stressspirale aufbauen
- Optionen zur Geburt besprechen, aber ihre Wünsche respektieren
Ein gutes Team erkennt man daran, dass jeder seine Stärken einbringt und dem anderen Raum lässt.
Plane nicht nur für das Kind, sondern auch für die Partnerschaft
Wenn ein Kind kommt, verändert sich nicht nur die Frau – sondern auch die Beziehung.
Schon während der Schwangerschaft verschieben sich Prioritäten, Rollen und Routinen. Gespräche drehen sich um Vorsorge, Anschaffungen und Geburtsorte.
Ein vorausschauender Partner denkt auch daran:
- Wie bleibt Nähe erhalten?
- Wo gibt es noch gemeinsame Zeit, auch ohne Babythema?
- Was passiert mit unserer Intimität?
- Welche Erwartungen haben wir aneinander – unausgesprochen oder offen?
Diese Fragen zu stellen, ist nicht egoistisch. Sie zeigen, dass dir eure Beziehung wichtig ist. Auch über die Schwangerschaft hinaus.
Halte auch deine eigenen Grenzen im Blick
Bei all dem Engagement ist eines wichtig: Auch du darfst überfordert sein. Auch du darfst Fragen haben. Auch du brauchst Pausen.
Sich zu kümmern heißt nicht, sich selbst zu vergessen. Wer auf Dauer präsent bleiben will, muss sich selbst ernst nehmen. Sprich über deine Sorgen. Sag, wenn dir etwas zu viel wird. Such dir Austausch mit anderen werdenden Vätern.
Denn Eltern werden ist kein Einzelprojekt. Es ist eine gemeinsame Entwicklung.
Diese Zeit ist einmalig und sie ist der Beginn von allem
Die Schwangerschaft ist keine Vorbereitung auf das Leben als Eltern. Sie ist bereits mittendrin. Sie ist der erste Beweis dafür, wie ihr als Team funktioniert. Wie ihr euch abstimmt. Wie ihr kommuniziert. Wie ihr euch gegenseitig unterstützt.
Ein Mann, der in dieser Zeit Verantwortung übernimmt, sich nicht scheut, sich auch verletzlich zu zeigen, der für Schutz sorgt, für Struktur und für emotionale Nähe – der wächst bereits in seine Vaterrolle hinein, bevor das Baby geboren ist.
Und eine Frau, die in dieser Zeit merkt: Ich darf mich fallen lassen, ich werde aufgefangen – die kann mit mehr Vertrauen und Ruhe in das nächste Kapitel starten.
Fazit: Väter sind keine Zuschauer, sondern von Anfang an aktive Mitspieler
Vater sein beginnt nicht erst im Kreißsaal. Es beginnt mit dem positiven Test, mit dem ersten Gespräch, mit der ersten Sorge, mit dem ersten Lächeln über das Ultraschallbild.
Wer als Mann versteht, dass seine Rolle in der Schwangerschaft eine tragende ist, der legt ein starkes Fundament – für das Kind, für die Frau, für die Familie.
ABOUT

Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
FOLGE UNS AUF DEINER LIEBLINGS-PLATTFORM