Gastbeitrag von Vanessa Engels
Jedes Baby, jedes Kind, jeder Erwachsene, jede Entwicklung – ganz individuell, so auch die Schlafentwicklung deines Kindes. In den letzten Jahren meiner Schlafberatung wurde ich immer wieder mit dem Begriff „Schlafregression“ konfrontiert. Ein Begriff von dem ich mich persönlich distanzieren möchte. Psychologisch bedeutet der Begriff „Regression“ ein Rückgang bzw. ein Zurückfallen auf eine frühere Stufe der Entwicklung. Die vermeintliche „Schlafregression“ bringt aber alles andere als einen Rückschritt in der Entwicklung mit sich.
Forscher sind sich sicher, dass die Entwicklung unserer Kleinen nicht stetig und nicht in einem großen Schub verläuft, sondern viel mehr in kleinen Entwicklungsschüben. Die kognitive und motorische Weiterentwicklung hat nun zur Folge, dass die Nächte zeitweise unruhiger werden können, da diese erheblichen Fortschritte unter anderem in der Nacht verarbeitet werden. Nach jahrelanger Forschung gibt es grobe Durchschnittswerte der Entwicklungssprünge. Wichtig ist mir hierbei zu betonen, dass die Entwicklung deines Kindes individuell abläuft und jedes Kind sein ganz eigenes Entwicklungstempo hat. Dein Kleines ist schließlich kein Roboter, das sich nach irgendeinem Programm entwickelt. Bleib bei deinem Kind und vergleich es nicht mit anderen Kindern.
Zur groben Orientierung und besseren Einordnung etwaiger unruhiger Nächte
Ca. 4 . Lebensmonat: greifen, drehen und Entwicklung von Schlafzyklen
Ca. 8. – 10. Lebensmonat: Fortschritt in der motorischen Entwicklung wie robben, krabbeln
Ca. 12.Lebensmonat: hochziehen, Beginn erster Schritte
Ca. 18 Lebensmonat: mentale Entwicklung z .B. Entwicklung des Selbstbewusstseins, Trennungsängste können in dieser Phase verstärkt vorkommen
Ca. 24 Lebensmonat: klettern, hüpfen, bewussteres sprechen
Diverse Labormessungen konnten feststellen, dass während der Entwicklungsschübe eine erhöhte Gehirnaktivität zu messen ist. Millionen neue neuronale Verbindungen werden gebildet. Dies erklärt auch, warum Eltern oft verwundert sind, dass die Nächte vorher deutlich besser waren. Plötzlich schläft dein Baby wieder schwieriger ein, es wacht sehr früh am Morgen auf, es erwacht häufig er in der Nacht, liegt längere Phasen nachts wach, tagsüber fallen die Tagesschläfchen eher kurz aus oder fallen zeitweise gar weg.
An dieser Stelle: Vergleiche dein Kind nicht mit anderen Kindern, bleib bei dir und deinem Kind und lasst euch vor allem nicht aus der Ruhe bringen. Die Schlafentwicklung deines Kindes verläuft in den ersten Jahren nicht linear, sondern wellenartig und somit ist der stetige Wechsel von ruhigeren und unruhigeren Nächten Teil der Entwicklung.
Deshalb bewerte die unruhigeren Nächte nicht als Rückschritt, sondern als Fortschritt der gesamten Entwicklung, denn nach einer unruhigeren nächtlichen Phase folgen häufig enorme kognitive und motorische Fortschritte deines Kindes.
Das Verständnis für das Schlafverhalten bzw. die Schlafentwicklung hilft häufig im Umgang mit fordernden Phasen.
Weitere nützliche Infos rund um euer Baby
Was kannst du in unruhigeren nächtlichen Phasen tun?
Bleib entspannt, versuch die Situation anzunehmen und vor allem zu verstehen, warum es gerade unruhig ist. Gib deinem Kind tagsüber möglichst viele Möglichkeiten, seine Fortschritte zu zeigen und zu üben.
Schenke deinem Kind viel Geduld, Liebe und Nähe. Je geborgener und sicherer sich dein Kind fühlt, desto besser kann es die neuen Entwicklungsschritte meistert.
Die Tagesschläfchen können zeitweise kürzer ausfallen oder gar wegfallen. Lasse dich an dieser Stelle nicht täuschen, dass bedeutet nicht, dass sich der Tagesschlafbedarf verringert bzw. ein Schlaf wegfallen muss. Halte an deinen Routinen und Abläufen fest. Schaffe weiterhin ein Schlafangebot oder regelmäßige Ruheinseln, in denen dein Kind verschnaufen und runter kommen kann.
Fühle dich nicht alleine, alle Eltern durchlaufen diese Phase.
Ein Kind groß zu ziehen bedarf ein Dorf. Nutze also Unterstützungsmöglichkeiten mit Familie, Freunden etc., damit auch du kleine Pausen hast, um Kraft zu tanken.
Glaub an dich, du machst tagtäglich einen wunderbaren Job.
Mehr von Vanessa auf Instagram: @schlaf.kindlein.schlaf
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Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
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