Auf einmal steht man da mit der Diagnose Fehlgeburt. Gerade hat man sich noch um die Vorsorge gekümmert, vielleicht schon Vorbereitungen für die Geburt getroffen und plötzlich bricht die eigene Welt komplett zusammen. Emotional und körperlich ist eine Fehlgeburt wahnsinnig überfordernd. Und während man kaum einen klaren Gedanken fassen kann, geht das Leben um einen herum einfach weiter und es sollen Entscheidungen getroffen und Dinge organisiert werden. Wir wissen, wie überwältigend das sein kann.
Zum Begriff Fehlgeburt
Kurz vorneweg: Wir verwenden die Begrifflichkeit Fehlgeburt, damit dieser Artikel leichter gefunden werden kann. Denn er ist nach wie vor am gängigsten im deutschen Sprachgebrauch und wird oft übergreifend verwendet. Offiziell unterscheidet man zwischen einer Totgeburt (ab der 24. Schwangerschaftswoche oder wenn das Gewicht des Kindes 500g und mehr beträgt) und einer Fehlgeburt (wenn das Kind leichter oder vor der 24. Woche verstorben ist). Das ist für die Sprache in Medizin und Recht relevant, für eine schwangere Frau und ihre Familie wahrscheinlich weniger. Es bleibt der schmerzliche Verlust eines ungeborenen, aber nicht weniger geliebten Kindes.
Du bist nicht allein
Leider erfahren betroffene Frauen (und Männer) oft wenig Empathie. Vielleicht nicht aus Bösartigkeit, sondern aus reinem Unvermögen, wie man mit der Situation umgehen soll. Trotzdem fühlen sich Eltern, die ein ungeborenes Baby verloren haben, dadurch oft unverstanden und allein. Eine Fehlgeburt wird somit nach wie vor oft als Stigma wahrgenommen. Ein Tabu, über das nicht gesprochen wird. Eben wie ein „Fehler“, der nicht passieren darf. Nicht zuletzt das häufige Anraten, vor der 12. Schwangerschaftswoche lieber noch nichts zu verraten, führt dazu, dass viele Betroffene gar nicht oder nur sehr viel später über die traumatische Erfahrung eines Schwangerschaftsverlustes sprechen.
Dabei ist es leider nicht selten traurige Realität, dass eine Schwangerschaft durch eine kleine Geburt oder stille Geburt endet. Diese Begriffe empfinden wir als deutlich angemessener. Verlässliche Zahlen zur Häufigkeit sind nicht einfach zu ermitteln. Schwangerschaftsverluste in einem sehr frühen Stadium zum Beispiel bemerken Frauen manchmal gar nicht und deuten diese als eine verspätete Regelblutung. Schätzungen gehen aber davon aus, dass circa 10-15% aller festgestellten Schwangerschaften mit einem Schwangerschaftsverlust enden. Berücksichtigt man auch die frühen Abgänge, heißt es sogar, jede dritte Frau erleide in den ersten 12 Wochen einen Schwangerschaftsverlust.
Die emotionale Fallhöhe zwischen dem einen Moment, in dem alles in Ordnung schien und man mit Vorfreude Pläne schmiedet, und dem, in dem man realisieren muss, dass man sein Baby verloren hat, ist unbeschreiblich. Oft eine Erfahrung, die tiefe Spuren hinterlässt. Ein unangebrachter Kommentar von Außenstehenden wie z.B. „es war ja noch so früh“ oder „beim nächsten Mal klappt es bestimmt“ geben noch zusätzlich das Gefühl der Unzulänglichkeit oder, dass man nicht wirklich ernst genommen wird. Dazu kommt, dass während man selbst im Schock erstarrt ist, das Leben um einen herum einfach weitergeht, als wäre nichts geschehen.
Unterstützung für Sternenkind-Eltern
Es ist ein erster Schritt, dass es Eltern von Sternenkindern heute zunehmend ermöglicht wird, Abschied nehmen und trauern zu können. Dass es entsprechende Angebote gibt, wie z.B. psychologische oder seelsorgerische Hilfe direkt vor Ort oder Erinnerungsfotos von seinem Sternenbaby machen zu lassen.
Aber trotzdem kreisen die Gedanken verständlicherweise um andere Dinge und oft fallen einem Fragen, wie es denn nun weitergeht, erst nach und nach ein. Um hier zu unterstützen, hat das Team von Richtig WiSSEN gemeinsam mit sieben Expert*innen einen Kurs zusammengestellt. Dieser Kurs richtet sich an trauernde Eltern, die den Verlust eines Kindes erfahren haben. Unabhängig davon, ob das Kind während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder nach der Geburt in den ersten Lebensmonaten verstorben ist. Er ist speziell darauf ausgerichtet, in der akuten Situation beizustehen, auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten und die notwendigen Informationen zu vermitteln. So dass fundierte Entscheidungen getroffen werden können.
Wir beide sprechen in diesem Kurs über das kleine Wochenbett: Welche Rolle wir Hebammen bei einer Fehlgeburt einnehmen und welche Unterstützung du erwarten darfst. Wir erklären dir genau, auf welche Leistungen du Anspruch hast und wie eine Betreuung und Rückbildung aussehen kann.
Insgesamt werden viele Fragen zu den unterschiedlichsten Themen beantwortet.
Weitere nützliche Infos rund um euer Baby
Hier ein erster Überblick:
- Wie geht es jetzt weiter?
Dr. med. Konstantin Wagner, Facharzt für Gynäkologie und Geburtsmedizin
- Trauerbewältigung und psychologische Akuthilfe
Anna Brodersen, Hebamme und Trauerbegleiterin
- Kleines Wochenbett
Anja Stern und Marie Kuon, Hebammen
- Abstillen – und wohin mit vorhandener Muttermilch?
Tabea Laue, Kinderkrankenschwester und IBCLC Stillberaterin
- Beckenbodenfreundliches und Bauchmuskelfreundliches Alltagsverhalten
Jessica Rohrschneider, Diplom-Sportwissenschaftlerin und Beckenbodentrainerin
- Anspruch Mutterschaftsleistungen, Elterngeld und Elternzeit
Michaela Lehner, Elterngeld- und Elternzeitberaterin
Wir wissen, wie schwierig die Situation ohnehin schon ist, und es ist uns ein Herzensanliegen ist, dass betroffene Frauen und Familie besser unterstützt werden. Daher haben sich alle Expert*innen bereiterklärt, den Kurs unentgeltlich aufzubereiten, so dass er für dich kostenlos angeboten werden kann.
Hier kommst du zum Kurs.
Falls du betroffen bist, wünschen wir dir viel Kraft und Zuversicht!
ABOUT
Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
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