„Wie schwer ist mein Kind denn?“ Das Gewicht eines Neugeborenen gehört zu den ersten spannenden Eckdaten eines Babys. Dabei kann die Gewichtsentwicklung eines Neugeborenen für frischgebackene Eltern erstmal verwirrend sein, denn zunächst nimmt dein Baby normalerweise ab. Wir erklären dir in diesem Beitrag, woher die Gewichtsschwankungen zu Beginn kommen und welche Werte im Rahmen liegen.
Das Gewicht ist ein großes Thema
Mit eine der ersten Fragen, um die es direkt nach der Geburt eines Babys geht, ist oft „Wie schwer ist mein Kind denn?“ Darauf gibt es nicht unmittelbar, sondern erst im Rahmen der allerersten Untersuchung des Neugeborenen, der so genannten U1, eine Antwort. Aber das Gewicht bleibt ein großes Thema, denn es geht in den ersten Tagen und Wochen natürlich auch um die gesunde Entwicklung des Kindes. Viele Mütter und Väter fragen sich in diesem Zusammenhang dann unmittelbar: „Trinkt mein Baby genug?“ und „Nimmt es auch gut und ausreichend zu?“
Zunächst einmal die wichtige Info: Es ist völlig normal, dass dein Baby in den ersten Tagen nach der Geburt an Gewicht verliert. Es scheidet zum einen ja Urin und das so genannte Mekonium (auch „Kindspech“ genannt), also den ersten Stuhlgang aus. Zum anderen gibt es auch einen gewissen Flüssigkeitsverlust über die Haut und die Atmung. Gleichzeitig nimmt ein Neugeborenes anfangs im Vergleich dazu noch relativ wenig Nahrung zu sich. Erst nur eine sehr kleine Menge Kolostrum (Erstmilch) bis es bei der Mutter zum Milcheinschuss kommt und das Baby von Tag zu Tag mehr trinkt.
Was ist die Norm?
Die maximale Gewichtsabnahme ist meist am 5. Tag nach der Geburt erreicht und sollte 7% des Geburtsgewichtes nicht überschreiten. Danach sollte eine langsame und stetige Gewichtszunahme von Tag zu Tag erfolgen, sodass nach idealerweise 10, spätestens nach 14 Tagen dein Kind wieder sein Geburtsgewicht erreicht hat.
Wenn sich das Gewicht des Neugeborenen anders als hier beschrieben entwickelt, ist es wichtig, die individuellen Umstände zu prüfen und Vorsorge zu treffen, dass das Neugeborene wieder an Gewicht zunimmt. Dazu gleich mehr.
Hier erst einmal zu deiner Orientierung die Durchschnittswerte für die Gewichtszunahme im ersten Lebensjahr:
- 1. Quartal (1. – 3. Monat): 200 g/Woche – 25-30 g/Tag
- 2. Quartal (4. – 6. Monat): 150 g/Woche – 20 g/Tag
- 3. Quartal (7. – 9. Monat): 100 g/Woche – 10-15 g/Tag
- 4. Quartal (10. – 12. Monate): 80 g/Woche – 10 g/Tag
Nach circa 3 bis 5 Monaten hat sich das Geburtsgewicht deines Kindes verdoppelt und nach ungefähr 12 Monaten verdreifacht.
Eine gute Vergleichsmöglichkeit bieten die so genannten Perzentilkurven für Jungen und Mädchen im ersten Lebensjahr, die du im Kinderuntersuchungsheft findest. Bei jeder U-Untersuchung werden hier u.a. die Gewichtsdaten deines Babys eingetragen, um Abweichungen vom individuellen Kurvenverlauf unmittelbar erkennen zu können.
Das Gewicht im Blick behalten
Zu unserer Aufgabe als Hebamme gehört es entsprechend, die Entwicklung des kindlichen Gewichts im Blick zu behalten. Daher sind wir bei Wochenbettbesuchen immer einer Waage unterwegs.
Wenn du keine Hebamme gefunden hast, musst du aber nicht extra eine Babywaage kaufen. Es gibt in vielen Apotheken die Möglichkeit, sich eine Waage für Babys zeitweise auszuleihen. Wenn du dein Kind wiegst, dann am besten immer unter denselben Bedingungen, d.h. immer nackig oder immer mit einer frischen Windel bekleidet.
Du kannst aber nicht nur über eine Waage kontrollieren, ob dein Kind gut gedeiht und zunimmt. Wenn dein Baby in den ersten Tagen und Wochen acht bis zwölf Stillmahlzeiten (oder auch mehr) in 24 Stunden zu sich nimmt und später dann mindestens fünf bis acht Mal (oder häufiger) gestillt werden möchte, sind dies gute Bedingungen für eine optimale Gewichtszunahme.
Und auch die Anzahl an nassen Windeln ist hier ein guter Indikator: Ein gut genährtes Kind „produziert“ mindestens vier bis sechs nasse Einmalwindeln oder sechs bis acht nasse Stoffwindeln am Tag.
Letztlich gilt es, wie so oft, dein Baby immer ganzheitlich zu betrachten, und nicht nur anhand einer Zahl auf der Waage zu urteilen. Wenn du dir nicht sicher bist, ob die Entwicklung des Gewichts deines Babys in Ordnung ist, sprich aber auf jeden Fall mit deiner Hebamme oder Kinderärztin/ Kinderarzt.
Was ist zu tun, wenn die Gewichtsentwicklung von der Norm abweicht?
Wenn die Gewichtsentwicklung zu sehr von den Normwerten abweicht, gilt es, wie oben erwähnt, geeignete Schritte einzuleiten, damit das Baby wieder gut zunimmt.
Ist ein Gewichtsverlust von 10% erreicht oder sogar überschritten, ist die gute Betreuung durch eine Hebamme oder eine kinderärztliche Untersuchung auf jeden Fall nötig. Das Ziel sollte sein, dass weiterhin gestillt wird, das Zufüttern von abgepumpter Muttermilch und/oder Milchersatznahrung kann dann aber zusätzlich notwendig werden.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Maßnahmen, die sinnvoll und zielführend sein können: z.B. häufigere und längere Stillmahlzeiten, generell die Überprüfung, wie das Stillen abläuft (Stillmanagement), Brustmassagen oder zusätzlichem und ausgiebigen Haut-an-Haut-Kontakt von Mama und Baby. Das fördert zum einen die Milchbildung, aber dient auch dazu, müde und sehr schläfrige Babys wacher zu bekommen.
Was du selbst tun kannst, ist einmal deine eigene Ernährung genauer anzuschauen. Isst du ausreichend und ausgewogen? Nur, wenn du für dich selbst und deine Bedürfnisse gut sorgst, kannst du auch dein Kind gut versorgen.
Hebammen-Tipp: Deine Milch wird reichhaltiger, wenn du über den Tag verteilt Nüsse in deinen Speiseplan einbaust. Diese kannst du auch ganz unkompliziert nebenbei als Snack zu dir nehmen und versorgst dich auf einfachem Wege mit Energie und vielen wichtigen Nährstoffen.
ABOUT

Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
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