Egal ob ein wichtiger Termin ansteht, du wieder ins Berufsleben starten möchtest oder dir einfach nur etwas mehr Zeit für dich wünschst: Das Abpumpen von Muttermilch ist eine wunderbare Möglichkeit, um den Alltag mit Baby zu entlasten und wieder mehr Flexibilität zu gewinnen. Welche Milchpumpen und Methoden es gibt, worauf du achten solltest und wie du dich aufs Abpumpen vorbereiten kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Stillen, abpumpen … oder beides?
Zuerst einmal ist es wichtig zu wissen, dass du dich nicht zwischen dem Stillen und dem Abpumpen von Muttermilch entscheiden musst. Im Gegenteil: Das Abpumpen kann eine ganz tolle Ergänzung und Unterstützung während der Stillzeit sein. Du kannst zum Beispiel einen kleinen Vorrat an Muttermilch abpumpen, um einzelne Stillmahlzeiten damit zu ersetzen. So schaffst du dir mehr Flexibilität für Arzttermine, Einkäufe oder einfach nur etwas Me-Time. Auch kannst du so deinen Partner/deine Partnerin noch stärker in das Stillen einbeziehen, sodass alle Elternteile das Baby füttern und diese besondere Nähe spüren können.
Wenn das Stillen für dich nicht möglich ist, bietet dir das Abpumpen ebenfalls eine wertvolle Möglichkeit, um dein Baby mit Muttermilch zu versorgen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn dein Baby zu früh auf die Welt gekommen ist oder du dich aus ganz persönlichen Gründen dagegen entscheidest, dein Kind an die Brust anzulegen.
Wann beginne ich am besten mit dem Abpumpen?
Wenn du vorhast ausschließlich abzupumpen, solltest du so früh wie möglich nach der Geburt damit beginnen. Das ist wichtig, um die Milchproduktion in Gang zu setzen und es ermöglicht dir, deinem Baby direkt Muttermilch zu geben.
Möchtest du dagegen nur gelegentlich oder ergänzend zum Stillen abpumpen, empfehlen wir dir, frühestens 6-8 Wochen nach der Geburt damit zu starten. So kannst du einer Saugverwirrung, bei der dein Baby Schwierigkeiten hat, an der Brust zu trinken, bestmöglich vorbeugen.
Hebammentipp
Sei auf keinen Fall enttäuscht, wenn direkt nach der Geburt nur 2-3 Tropfen Muttermilch aus deiner Brust kommen. Das ist völlig normal und bedeutet nicht, dass du zu wenig Milch hast! Zu Beginn ist der Magen deines Babys noch sehr klein und kann gar keine größeren Mengen aufnehmen. Das Abpumpen hilft dir dann dabei, die Milchmenge langsam und schonend zu steigern und an den Bedarf deines Kindes anzupassen.
Wie lange und in welchen Abständen sollte ich abpumpen?
Hier kommt es darauf an, aus welchem Grund du abpumpen möchtest:
- Vorrat anlegen: Dann ist es ratsam, immer zwischen den Stillmahlzeiten eine kleine Menge an Muttermilch zu sammeln. Am besten beginnst du ca. 30-60 Minuten nach dem letzten Stillen und pumpst höchstens 20-30 ml pro Seite ab. Das kannst du dann 1-2 mal am Tag wiederholen. Wichtig: Um die Milchproduktion nicht ungeplant zu steigern, empfehlen wir dir, diese Mengen zu beachten und sie im Alltag gut im Blick zu behalten.
- Baby vollständig ernähren: Wenn du in diesem Fall, wie oben beschrieben, direkt nach der Geburt loslegst, solltest du alle 2-4 Stunden abpumpen und die Brust entleeren. Das entspricht dem Abstand, in dem auch das Baby trinken würde.
- Die Milchproduktion aufrechterhalten: Dazu solltest du jede Stilleinheit, die du aussetzen möchtest, durch einmal Abpumpen ersetzen. Wie lange das dauert ist ganz individuell, da jede Frau eine unterschiedliche Milchmenge hat. Pumpe am besten immer so viel ab, wie dein Baby beim Stillen trinken würde – d.h. so lange, bis deine Brust gut entleert ist.
- Die Milchmenge regulieren: Mit dem Abpumpen kannst du sowohl eine zu niedrige als auch eine zu hohe Milchmenge regulieren. Da ist es aber wichtig, immer Rücksprache mit deiner Hebamme oder einer Stillberaterin zu halten.
Welche Milchpumpe ist die Richtige?
Das große Angebot an Milchpumpen kann einen ganz schön überrumpeln. Deshalb stellen wir dir die beiden grundlegenden Arten einmal vor und erklären dir, welche Vor- und Nachteile sie haben.
Weitere nützliche Infos rund um euer Baby
Hebammentipp
Vorab: Verschiedene Milchpumpen haben ganz unterschiedliche Intervallstufen und Stärken. Lies’ dir deshalb immer genau die Angaben des Herstellers durch und beachte die jeweiligen Tipps zur Verwendung.
Handmilchpumpen
Handmilchpumpen werden, wie der Name schon verrät, komplett mit der Hand betrieben. Das Drücken des Griffs erzeugt dabei einen Unterdruck, durch den die Milch aus der Brust gezogen wird. Sie brauchen also keinen Strom und sind zudem dank ihrer kompakten Größe besonders praktisch für unterwegs. Außerdem hast du die volle Kontrolle über den Rhythmus und die Intensität, mit der du die Milch abpumpst. Handmilchpumpen eignen sich sowohl wenn du nur gelegentlich als auch wenn du hauptsächlich abpumpen möchtest.
Elektrische Milchpumpen
Elektrische Milchpumpen werden mit Strom betrieben und der Sog durch einen integrierten Motor erzeugt. Hier hast du also etwas weniger Kontrolle, kannst bei den meisten Modellen aber trotzdem zwischen verschiedenen Stärken und Rhythmen wählen. Dadurch finden sie viele Frauen insgesamt etwas einfacher zu benutzen. Ein weiterer Vorteil: Du kannst mit ihnen auf beiden Seiten gleichzeitig abpumpen und dadurch wertvolle Zeit sparen. Manche Modelle sind sogar speziell zum Einlegen in den Still-BH geeignet, sodass du beide Hände frei hast und nebenbei etwas anderes erledigen kannst. Sie sind also sehr praktisch im Alltag, allerdings auch etwas teurer in der Anschaffung. Deshalb eignen sie sich besonders, wenn du regelmäßig abpumpen möchtest.

Welches Modell am besten zu dir passt, hängt letztendlich vor allem von deinen individuellen Bedürfnissen und deinem verfügbaren Budget ab. Zwar sind die Handmilchpumpen in der Regel deutlich günstiger, aber auch bei den jeweiligen Arten gibt es große Unterschiede – je nachdem, welche Funktionen und Ausstattung sie mitbringen. Lass’ dich deshalb gerne von deiner Hebamme oder in einem Fachmarkt beraten, um die passende Milchpumpe für dich zu finden.
Tipp: Wenn es dein Geldbeutel zulässt, musst du dich auch gar nicht zwingend entscheiden: Einige Frauen probieren beide Arten aus oder wechseln immer ab, je nachdem, wie es in ihren Alltag passt.
Hebammentipp
Wenn du die Milchpumpe aus medizinischen Gründen benötigst, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse (und in der Regel auch die private, hier kommt es aber auf deine individuellen Konditionen an) die Kosten. Das Rezept bekommst du entweder direkt in der Geburtsklinik oder es wird dir von einem Arzt/einer Ärztin ausgestellt. Damit kannst du dann in einer Apotheke oder einem Sanitätshaus eine Milchpumpe für die verordnete Dauer kostenfrei ausleihen.
Wie kann ich mich auf’s Abpumpen vorbereiten?
Hier sind einige Tipps und Tricks, wie du dich ideal auf das Abpumpen vorbereiten kannst:
- Materialien bereitlegen: Das heißt die Milchpumpe, ein Spucktuch, aber auch Dinge, mit denen du dich einfach wohlfühlst. Zum Beispiel Snacks, einen leckeren Tee, Bilder deines Kindes, ein schönes Buch oder dein Smartphone.
- Hygiene: Vor dem Abpumpen wäschst du dir am besten einmal gründlich die Hände und reinigst/sterilisierst alle Materialien nach der Anleitung.
- Brust vorbereiten: Das machst du, indem du deine Brust einige Minuten vor dem Abpumpen vorwärmst oder eine Brustmassage durchführst. Wie das funktioniert, zeigen wir dir in diesem Beitrag.
- Mach’s dir bequem: Egal ob auf dem Sofa, einem gemütlichen Stuhl oder in einer aufrechten Position im Bett.
- Ruhige Umgebung: Sie hilft dir dabei, zu entspannen und damit auch das Abpumpen zu erleichtern. Such’ dir deshalb ein Plätzchen aus, an dem du dich wohlfühlst und einen Moment zur Ruhe kommen kannst.
- Mindset: An stressigen Tagen fällt das Abpumpen vielen Frauen schwerer. Das liegt daran, dass der Kopf eine ganz wichtige Rolle bei der Ausschüttung der Stillhormone spielt. Atme deshalb vor dem Abpumpen einmal tief durch, nimm dir einen Moment für dich oder schaue dir Bilder oder Videos deines Babys an.
💡Hintergrundwissen: Der Milchspendereflex
Wie funktioniert das eigentlich mit der Milch? Wir verraten’s dir. Sobald dein Baby an deiner Brust saugt oder du die Pumpe startest, wird das Stillhormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses sorgt dafür, dass sich die Milchgänge weiten und die Milchbläschen (die sogenannten Alveolen) zusammengedrückt werden. In ihnen ist die Milch gespeichert, die dann in Richtung Brustwarze schießen kann. Dieser Prozess ist der Milchspendereflex, von dem du bestimmt schon einmal gehört hast. Für die Mama fühlt er sich oft wie ein leichtes Kribbeln, Ziehen oder ein Wärmegefühl in der Brust an.
Jetzt weißt du genau, was beim Abpumpen wichtig ist und was du unbedingt beachten solltest. Falls du dich nun für’s Abpumpen entscheidest, mach’ dir bitte keine Gedanken, wenn es nicht direkt klappt. So wie beim Stillen dauert es einfach ein bisschen, bis du dich eingependelt und den Bogen raus hast. Solltest du anhaltende Schwierigkeiten haben, kannst du dich außerdem immer an deine Hebamme oder einen Frauenarzt/eine Frauenärztin wenden.
♥️ Tipp: Die Muttermilch ist abgepumpt – und jetzt? In diesem Beitrag erfährst du, wie du sie richtig lagern kannst.
ABOUT

Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
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