Ein Gastbeitrag von Vanessa Engels zum Schlafbedarf
„Ich hatte mich doch gerade erst an die neue Tagesstruktur gewöhnt und jetzt ist wieder alles anders.“
Ein Satz, der mich in meiner Schlafberatung in den letzten Jahren häufig begleitet. Du und dein Baby habt euch gerade an einen Tagesrhythmus gewöhnt und euch auf den Schlafbedarf eingestellt? Habt Routinen und grobe Zeiten für euch gut etabliert und plötzlich ist von heute auf morgen alles wieder anders? Das erste Lebensjahr deines Babys lehrt uns als Mama und Papa so vieles, vor allem aber liebevoll und flexibel zu sein, geduldig auf Veränderungen, auch im Hinblick auf Veränderungen des Schlafverhaltens und die damit verbundenen Veränderungen der Bedürfnisse einzugehen. Nicht immer einfach, weil der Mensch doch eigentlich ein Gewohnheitstier ist.
Das Wichtigste ist: Du bist der/die Experte/in für dein Kind. Vertraue deinen Beobachtungen und deinem Gefühl. Die Umstellung von vier auf drei Schläfchen, von drei auf zwei Schläfchen oder aber von zwei auf einen Tagesschlaf funktioniert nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess. Nimm dir Zeit und versuche den Übergang so flexibel wie möglich zu gestalten. Nur weil dein Baby drei Tage infolge nur zwei Tagesschläfchen gemacht hat, heißt es nicht, dass der Umstellungsprozess von drei auf zwei Tagesschläfchen bereits abgeschlossen ist. Demnach ist es möglich, dass du am Folgetag doch noch ein drittes Schläfchen anbieten solltet, um eine mögliche Übermüdung zu vermeiden. Jedes Kind ist ganz individuell, mit eigenen Bedürfnissen und einem individuellen Schlafbedarf.
Daher sind die folgenden Angaben nur Richtwerte, die einen groben Überblick darüber geben sollen, wann dein Kind die Tagesschläfchen ungefähr umstellt:
- Von vier Tagesschläfchen auf drei Tagesschläfchen: Ungefähr zwischen dem vierten und fünften Lebensmonat.
- Von drei Tagesschläfchen auf zwei Tagesschläfchen: Ungefähr zwischen dem sechsten und neunten Lebensmonat.
- Von zwei Tagesschläfchen auf ein Tagesschlaf: Ungefähr zwischen dem 12. bis 18. Monaten
Vielleicht stellt sich dir nun die Frage: Wie merke ich denn, dass mein Kind nun bereit ist, die Tagesschläfchen zu reduzieren?
- Die Einschlafzeitpunkte, die tagsüber bisher passend waren, passen inzwischen nicht mehr so gut. Dein Baby ist zu diesen Zeiten nicht ausreichend müde oder braucht sehr lange, um in den Schlaf zu finden.
- Plötzlich wacht dein Baby häufig vor sechs Uhr auf.
- Der letzte Schlaf am Tag findet immer später statt und kollidiert mit der Schlafenszeit am Abend.
- Die Tagesschläfchen fallen plötzlich deutlich kürzer aus als in den Wochen zuvor.
Die Umstellungsphase fühlt sich oft sehr chaotisch und unplanbar an. An dieser Stelle möchte ich dich beruhigen. Diese Phase vergeht – so wie alle Phasen, in denen wir uns im Laufe der Entwicklung unserer Kinder befinden. Im Folgenden möchte ich dir einige Tipps mitgeben, wie du die Umstellungsphase behutsam und Schritt für Schritt begleiten kannst.
Tipps für die Umstellungsphase bei verändertem Schlafbedarf
- Wenn du bemerkt hast, dass die bisherige Wachzeit nicht mehr ausreichend ist, kannst du die Wachzeit Schritt für Schritt vergrößern. Verlängere diese alle paar Tage um 10-15 Minuten. Somit schaffst du einen sanften und behutsamen Übergang.
- Um die verlängerten Wachzeiten gut zu überbrücken, sorge für ein abwechslungsreiches Programm. Schaffe kleine Ruheinseln, um deinem Baby die Möglichkeit zu geben neue Kraft zu tanken und sorge danach für spannende Aktivitäten mit tollen Spielen, einem Spaziergang, frischer Luft etc.
- Wundere dich nicht. Oftmals ist die Schlafenszeit am Abend in der Umstellungsphase deutlich früher (ca. 18:00/18:30 Uhr).
- Ganz wichtig: Vermeide Übermüdung. Solltest du merken, dass dein Baby sehr müde ist, die abendliche Schlafenszeit jedoch noch eine Weile hin ist, so biete deinem Baby einen Powernap an und verschiebe die Schlafenszeit ein wenig nach hinten. An diesem Tag gibt es dann ein Schläfchen mehr.
- Unsere Kinder sind keine Maschinen, also versuche so individuell und flexibel wie möglich auf den Prozess einzugehen.
Notiz an dich: Versuche gelassen zu bleiben. Lasse dich durch die Umstellungsphase nicht aus der Ruhe bringen. Fühle dich nicht alleine, alle Eltern durchlaufen diese Phase. Du bist der/die Experte/Expertin für dein Baby. Höre auf dein Gefühl, du wirst merken welcher Weg für dich und dein Kind der Richtige ist. Vertraue dir und sage dir täglich, dass du einen wunderbaren Job machst.
Mehr Infos und Tipps zum Thema Schlafen findet ihr auf der Instagramseite von Vanessa.
Weitere nützliche Infos rund um euer Baby
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Wir sind Anja & Marie, zwei Hebammen aus Leidenschaft.
In Deutschland herrscht derzeit ein großer Mangel an Hebammen. Dieses Problem bekommen wir nahezu täglich in unserer Arbeit zu spüren. Viele Familien fühlen sich gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren Fragen rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und ihrem Kind allein gelassen.
Daher haben wir uns entschieden, dir bei all deinen Problemen unterstützend mit unserem Blog zur Seite zu stehen, damit du alles nachlesen und loswerden kannst, was dich und dein Kind betrifft.
Viel Spaß beim Lesen!
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Das ist wirklich ein hilfreicher Beitrag.
Ganz oft lese ich das man dem Kind um eine Übermüdung zu verhindern einen Powernap anbieten kann. Aber ich verstehe nicht wie das funktionieren soll. Soll ich das Kind nach 10-15 Minuten wecken? Mein Kind schläft egal wann ich es hinlege meistens eine halbe bis Dreiviertel Stunde und ist danach wieder mindestens 3 Stunden wach.
Hey Lydia,
diese Frage können weder wir noch Vanessa so pauschal beantworten. Das kommt ganz auf das Alter des Kindes und einige andere Faktoren an. Am besten meldest du dich bei einer Schlafberaterin wie Vanessa direkt. Nur dort bekommst du eine individuelle Antwort.
Wir wünschen alles Gute!
Ganz liebe Grüße
Anja & Marie
Das läuft bei uns ebenso – wäre auf eine Antwort gespannt ????